PLATON MEETS FREUD

Ein Verständnis psychischer Störungen in 3D

PLATON MEETS FREUD

Platonische Körper sind regelmäßige Körper mit hoher Symmetrie.
Ihre Oberfläche besteht aus gleichgroßen, gleichseitigen und gleichwinkligen Vielecken. Es gibt genau 5 solcher platonischen Körper. Seit ihrer Entdeckung vor mehr als 2500 Jahren fasziniert ihre Schönheit und Harmonie Philosophen, Mathematiker, Metaphysiker und Künstler gleichermaßen. Der griechische Philosoph Platon, nach dem die Körper benannt sind, ordnete ihnen die Elemente Wasser, Luft, Erde, Feuer und Äther zu. Er war der Überzeugung, mit ihnen die Bausteine der Welt gefunden zu haben. Viele Jahrhunderte später entwarf der Astronom Johannes Kepler in der Überzeugung, dass auch der Kosmos dem Gesetz der mathematischen Harmonie gehorcht, mit ihrer Hilfe sein Planetenmodell. Durch die Maler der Renaissance oder, in jüngerer Zeit, durch Salvador Dali und M.C. Escher bekamen die platonischen Körper auch in der Kunst eine ganz eigenständige Bedeutung.

Im vorliegenden Modell verwende ich platonische Körper, um mein Verständnis der Entstehung und Behandlung psychischer Störungen zu illustrieren. Üblicherweise sind psychodynamische Modelle zweidimensional. Als Körpertherapeut hat es mich aber gereizt, meine Kenntnisse und Erfahrungen hinsichtlich der menschlichen Psyche in einem dreidimensionalen Modell zu konzeptualisieren.
Ich hoffe, aus meiner Darstellung wird ersichtlich, dass jede Theorie und jeder therapeutische Ansatz lediglich eine mögliche Perspektive auf den Menschen ist, die notwendigerweise viele andere Perspektiven unberücksichtigt lässt. Entsprechend muss sich ein Therapeut immer wieder mit der Frage auseinandersetzen, inwieweit seine vertraute Sicht- und Arbeitsweise der Komplexität eines Klienten im Verlauf einer Therapie vollständig gerecht werden kann.

Dass ich mich für mein Modell der platonischen Körper bediene, hat ganz sicher etwas Anmaßendes. Mich hat aber die Idee gereizt, in Form dieser regelmäßigen Körper dem „krummen Holz, aus dem der Mensch gemacht ist“ (I. Kant), etwas Perfektes gegenüber zustellen.

illustration | Farid Rivas Michel